Die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) der Katze

 

 

 

Katze mit Schilddrüsenüberfunktion - das typische Bild 

 

Krankheiten alter Katzen

Die – ältere oder alte – Katze frisst gut, vielleicht sogar mehr als früher – und trotzdem wird sie immer dünner.

 

Ihr sonst so gepflegtes Fell ist struppig geworden.

 

Sie leidet öfter unter Durchfall, manchmal kommt auch Erbrechen hinzu.  

 

Wenn die Katze außerdem noch deutlich reizbarer geworden ist oder plötzlich zu Nervosität neigt, besteht der Verdacht, dass sie eine Hyperthyreose entwickelt hat.

 

 

Krankheitsursache und Symptome der Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen

 

Die Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose der Katze ist erst seit ca. 30 Jahren bekannt. Seitdem wird sie immer häufiger von Tierärzten festgestellt und ist mittlerweile die häufigste hormonelle Erkrankung der Katze im mittleren und fortgeschrittenen Alter. Beim Hund kommt sie dagegen fast nicht vor.

 

Die Krankheitsursache ist bis heute nicht genau bekannt. Unter Verdacht stehen bestimmte chemische Substanzen mit hormonähnlicher Wirkung, die in der Umwelt zu finden sind und über das Futter aufgenommen werden.

 

Es kommt zu einer meist gutartigen Vergrößerung der Schilddrüse (Schilddrüsenadenom) und einer vermehrten Ausschüttung der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Das Überangebot an diesen Hormonen bewirkt, dass sämtliche Körperfunktionen auf „Hochtouren“ laufen.

Die Herzfrequenz wird erhöht, der Blutdruck steigt und der Energiebedarf des Körpers wird immer größer.  

 

So entwickeln sich die typischen Symptome, auf die Sie bei ihrer Katze achten sollten:

 

  • gesteigerterAppetit bei gleichzeitiger Abmagerung
  • Nervosität,Aggressivität
  • Durchfallund Erbrechen
  • vermehrter Durst und häufigerer Harnabsatz
  • struppiges Fell
  • übermäßiges Krallenwachstum

Etwa 15 % der „Schilddrüsenkatzen“ zeigen nicht diese typischen Symptome, sondern sie fressen vielleicht einfach weniger, sind ruhiger und verlieren etwas an Gewicht. Bei ihnen spricht man dann von der sog. „stillen“ oder „atypischen Hyperthyreose“. Auch im Frühstadium der  Erkrankung treten die Symptome nicht so deutlich zu Tage.

 

Komplikationen der Hyperthyreose bei Katzen

 

Wird die Schilddrüsenüberfunktion der Katze nicht frühzeitig erkannt und behandelt, kommt es zur nachhaltigen Schädigung der Organe. Insbesondere Herz und Nieren leiden und ein eventuell auftretender Bluthochdruck kann auch zur Erblindung durch Einblutungen in die Netzhaut führen.

 

 

Diagnose der Hyperthyreose bei Katzen

 

Grundsätzlich ist die Diagnosestellung meist relativ einfach. Man kann den Spiegel des Schilddrüsenhormons Thyroxin im Blut bestimmen. Liegt dieser über dem Referenzwert, so liegt eine Schilddrüsenüberfunktion vor. Im Frühstadium der Erkrankung kann es sein, dass dieser Wert noch im oberen Normbereich liegt. Dann lässt man einen zweiten Schilddrüsenwert bestimmen oder nimmt zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal eine Blutprobe.

 

Wichtig ist, dass zugleich auch ein Blutbild (Untersuchung der roten und weißen Blutkörperchen)  gemacht wird und die anderen Organwerte im Blut bestimmt werden, da durch den veränderten Stoffwechsel häufig auch die Leberwerte erhöht sind und es für die Therapie entscheidend ist, dass die Nierenfunktion gut überwacht wird.

 

Die Untersuchung der Schilddrüse (Abtasten des Halses auf Vergrößerungen und T4-Bestimmung im Blut) sowie die Blutdruckmessung sind in unserer Praxis Bestandteil des Senioren-Check-ups bei Katzen. Wir empfehlen eine solche Untersuchung ab einem Lebensalter von 8-10 Jahren.

 

 

Behandlungsmöglichkeiten der Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen

 

Die Behandlung der Hyperthyreose erfolgt in der Regel mit Tabletten, die den Wirkstoff Thiamazol oder Carbimazol enthalten. Sie werden je nach Fall ein- oder zweimal täglich verabreicht und bewirken eine Hemmung der übermäßigen Produktion des Schilddrüsenhormons Thyroxin.


 

Falls die Tablettengabe überhaupt nicht funktioniert, haben wir die Möglichkeit, uns eine Thiamazolsalbe speziell für Ihre Katze anfertigen zu lassen. Die Salbe kann dann auf die unbehaarte Ohrmuschelinnenseite aufgetragen werden und der Wirkstoff wird über die Haut aufgenommen.


 

Nach ca. 3 bis 4 Wochen erfolgt dann die nächste Blutuntersuchung, um die individuell richtige Dosierung herauszufinden und um Blutbild, Leber- und Nierenwerte zu kontrollieren.

Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie sind selten, und, wenn sie auftreten, meist nur vorübergehend (z.B. Müdigkeit oder Erbrechen). Die Behandlung muss lebenslang fortgesetzt werden.


 

Ein neu entwickeltes medizinisches Katzenfutter mit stark reduziertem Jodgehalt ist ebenfalls in der Lage, die Schilddrüsenfunktion innerhalb kurzer Zeit zu normalisieren. Kann gewährleistet werden, dass Ihr Tier ausschließlich mit dieser Spezialdiät ernährt wird, sind keine weiteren Schilddrüsenmedikamente mehr erforderlich.

 

Eine weitere Behandlungsoption stellt die Radiojodtherapie dar. Sie wird nur an zwei Tierkliniken in Deutschland durchgeführt. Die nächstgelegene Einrichtung ist die Klinik für Kleintiere der Universität Gießen.

 

Für die Radiojodtherapie muss die Katze in jedem Fall einige Tage stationär in der Klinik bleiben. Nach einigen Voruntersuchungen bekommen die Katzen ein radioaktives Jodisotop in die Vene injiziert. Dieses Jod reichert sich kurzzeitig im überaktiven Schilddrüsengewebe an und lässt es schrumpfen. Der gesunde Teil der Schilddrüse wird nicht geschädigt und bleibt funktionsfähig. Sobald die Katze keine radioaktiven Substanzen mehr ausscheidet, darf sie wieder nach Hause und ist geheilt, das heißt sie muss dann keine Medikamente mehr bekommen.

 

Voraussetzung für diese interessante und erfolgreiche Therapieform ist aber, dass die Katzen zuvor medikamentell eingestellt wurden und noch keine Beeinträchtigung der Nierenfunktion zeigen.

 

Die chirurgische Entfernung der Schilddrüse oder das Einspritzen von bestimmten Substanzen ins Schilddrüsengewebe werden heute wegen der höheren Komplikationsrate nur selten zur Behandlung der Hyperthyreose angewandt.

 

Zusammenfassung

 

Abschließend betrachtet ist die Schilddrüsenüberfunktion der Katze eine häufige Erkrankung, die mittels Blutuntersuchung schnell erkannt werden kann und bei frühzeitiger Diagnose in der Regel auch gut behandelbar ist. Zu beachten ist, dass Medikamente lebenslang verabreicht werden müssen und dass regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig sind.

Eine Alternative zur Dauerbehandlung der Hyperthyreose mit Medikamenten ist die Radiojodtherapie.


 


 

Manuel Salzer 


 


 

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